Garnison V oder der Hauch des kalten Krieges ....

Vor zwei Tagen war es wieder soweit , ich konnte endlich wieder einmal einen Lost Place erkunden . Die Koordinaten waren mir bekannt und auch schon ein wenig was mich dort erwartete . Nach über 100 km Anfahrt erwartete mich ein kleiner fast schon selbst verlassener Ort mit einem klitzekleinen Bahnhof , der auch der Ausgangspunkt der Tour war. Einziger Anhaltspunkt den ich betreffend der Koordinaten hatte war diese Schranke in der Nähe des Bahnhofes die nicht mehr in Betrieb war .

Ab dort sollte es in den Wald gehen . man sollte hier dazu sagen das hier keinerlei Internetverbindungen funktionieren und Gps nur mangehalft funktioniert . Es ist fast so als sollte dieser Ort nicht gefunden werden . Nach mehr oder weniger 2,5 km Wegen und Umwegen stand ich vor den ersten Gebäuden , laut der mir bekannten Info stehen hier schon viele Gebäude nicht mehr aber die Gebäude die stehen sind noch in einem verhältnismässig gutem Zustand was wahrscheinlich auch dem Umstand zu verdanken ist das dieses Gelände riesig ist. Am Ende war ich hier über 5 Stunden unterwegs und knapp 21,5 km gelaufen . Was aber auch kein Wunder ist da dieses Garnison für ca. 15000 Personen (Zivil und Militär) gedacht und genutzt wurde .  Und das alles mitten im Wald weit ab vor den neugierigen Augen der Bewohner der umliegenden Dörfer .

Zur Geschichte des Geländes kann man sagen das die Garnison nach dem zweiten Weltkrieg entstand , sie war ein bedeutender Standort .  Die Garnison war ein Neubaustandort, projektiert, errichtet und komplett von der DDR bezahlt. Informationen, nach denen der Standort nach erbeuteten deutschen Unterlagen errichtet wurde, sind nicht belegt und können als Falschmeldung betrachtet werden . Neben dem Stab der 25. Panzerdivision der 20. Gardearmee waren u. a. das 162. Panzerregiment, das 803. Mot.-Schützenregiment , das 1702. Fla-Raketenregiment sowie die zum Großverband gehörende taktische Raketenabteilung stationiert. Zusätzlich befand sich auf dem Gelände eine Stütznachrichtenzentrale des Grundnetzes der sowjetischen Streitkräfte . Diese STNZ hatte aber mit den Strukturen des übrigen Objektes nichts zu tun und war nicht in die Abläufe der 25. PD eingebunden . Zeitweise lebten mehr als 15.000 russische Soldaten und Zivilisten in der „Militärstadt“ .Zwischen 1959 und 1960 waren dort auch die Nuklearraketen vom Typ R5  stationiert, die unter anderem auf Frankreich und England gerichtet waren.  Die im April 1959 stationierten Systeme R-5M waren eine Antwort auf die militär-strategische Konzeption der "Massiven Vergeltung" aus dem Jahre 1957. Die Konzeption hatte zum wesentlichen Inhalt die Unterstellung US-amerikanischer Raketen mittlerer Reichweite unter den Befehl der NATO Oberbefehlshaber. Es wurden die Systeme Thor und Jupiter in Europa stationiert. Die stationierten Systeme R-5M in der Garnison waren auf die Thor-Systeme in England gerichtet. Die Systeme in Bulgarien nahmen die Jupiter in der Türkei ins Visier.

Zwischen 1983 und 1988 wurden in Vogelsang Nuklearraketen vom Typ SS 12  gelagert. Diese Aufgabe wurde von einer beweglichen raketentechnischen Basis übernommen, von der lediglich die Feldpostnummer 55543 bekannt wurde. Die Sicherstellung soll für die 152. Raketenbrigade erfolgt sein. Nach Angaben von Bewohnern der nahegelegenen Orte sollen hier sogar SS20 Nuklearraketen gelagert worden sein . 

Seit dem Abzug der russischen Truppen 1994 liegt das riesige Gelände brach. Im Rahmen von Konversionsmaßnahmen werden die Gebäude nach und nach abgerissen und das Gelände renaturiert.

 

Die ersten Gebäude die ich hier auf dem Garnisongelände betrat waren Wirtschaftsgebäude also sehr harmlos im Gegensatz zu dem was ich am Ende betreten sollte bzw. anschauen konnte. Ich fand hier kleine Kraftwerke vor , riesige Fahrzeughallen , landwirtschaftliche Bereiche, Schulen ,Sporthallen , Theater , einen Lebensmittelladen , Unterkünfte und Wohnungen , aber auch Munitionslager , Wachtürme und Bunker .

Am Ende besuchte ich noch das weiter ausserhalb gelegene Sonderwaffenlager , dort wurde die Munition und die Nuklearraketen gelagert . Ein krasser Gegensatz im sonst so friedlich erscheinenden Gelände . Wenn man vor den Toren der Nuklearlager steht (hinein kann man nicht da sie versiegelt sind) wird einem schon ganz anders wenn man bedenkt das die Welt so wie sie ist nicht mehr existieren würde hätten sich diese Tore jemals geöffnet ...

 

Alles in allem kann man sagen , auch wenn nicht mehr alles steht in dieser riesigen Garnison kann man sich immer noch ein Bild machen und eintauchen in die Geschichte wie es war hier zu leben mittem im Wald in einer riesigen verbotenen Stadt ....

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